Nationale Projekte des Städtebaus

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Apolda
Open Factory im Eiermannbau

Das von Egon Eiermann 1938/1939 zum Feuerlöschgerätewerk erweiterte, denkmalgeschützte Gebäude ist eine Ikone der Industriemoderne und des Neuen Bauens. Seit 2016 ist der Eiermannbau ein Initiativ-Projekt der IBA Thüringen und wird zur „Open Factory“ entwickelt.

Innenaufnahme einer Halle. Die Decke und tragenden Säulen sind in frischem Weiß gestrichen und durch die großen Fenster wird der Raum hell ausgeleuchtet. Es sind einige Holzbänke und gläserne Gewächshäuser aufgestellt. Eine Person schreitet durch das Bild

Besonderheiten

  • Modell für den Umgang mit Leerstand im ländlichen Raum
  • Innovativer Umbau und Neunutzung des Denkmals unter dem Motto „Wie wenig ist genug?“
  • Ansatz der „Haus-in-Haus“-Sanierung
  • Ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie auf Grundlage eines Ressourcenschutzkonzepts
  • Erprobung des Modells der Anhandgabe

Ausgangssituation

Das denkmalgeschützte Industriegebäude wurde 1906/07 von Hermann Schneider als Weberei errichtet und 1938/1939 von Egon Eiermann zum Feuerlöschgerätewerk erweitert. Es ist eine Ikone der Industriemoderne und des Neuen Bauens.

Nach dem Auszug der Industrie Mitte der 1990er Jahre verfiel der Bau zunächst. Von 1999 bis 2012 übernahm der „Verein der Freunde des Eiermannbaus“ vor Ort die Vermittlung des bedeutenden Gebäudes und sorgte gemeinsam mit der damaligen Eigentümerin für die Sicherung und erste Sanierungsmaßnahmen.

Seit 2016 ist der Eiermannbau ein Initiativ-Projekt der IBA Thüringen und seit 2018 ihr Geschäftssitz. Unter dem Motto StadtLand hat sich die IBA u.a. der Entwicklung von Leerstand im ländlichen Raum und der besonderen Unterstützung von Raumunternehmer:innen verschrieben, um neue Impulse in der Region zu setzen.

Projektziel

Ziel des Projektes ist die Entwicklung des Eiermannbaus, eines Nachbargebäudes und der sie umgebenden Industriebrache zu einem Arbeits- und Kreativstandort mit überregionaler Strahlkraft. Grundlage dafür ist das 2016 entwickelte Konzept „Open Factory“, das die prozessorientierte Entwicklung des Eiermannbaus bis zum langfristigen Betrieb durch seine Nutzerinnen und Nutzer vorsieht. Die Verantwortlichen erproben neue Ansätze im Umgang mit denkmalgeschütztem Bestand in nachfrageschwachen Regionen.

Beteiligte Akteure

  • Stadt Apolda: Projektkoordination, Planung und Umsetzung öffentliche Maßnahmen
  • IBA Thüringen GmbH: Projektentwicklung und Place-Making, Bauherrin Eiermannbau und Freiflächen
  • LEG Thüringen mbH: Eigentümerin und Bauherrin Winkelbau
  • Zivilgesellschaft: Nutzung

Geförderte Maßnahmen

  • Ausbau Eiermannbau entsprechend „Open Factory“ Konzeption mit denkmalgerechten Sanierungsmaßnahmen
  • Entwicklungskonzept Grundstück unter Berücksichtigung von Klimazielen und erneuerbaren Energien inklusive Umsetzung erster Pioniernutzungen
  • Sanierung und Umbau Winkelbau
  • Erschließung und nachhaltige Nutzung des Standortes
  • Neubau mit öffentlicher Nutzung

Zwischenergebnisse

Die IBA ist nicht nur Projektentwicklerin des Eiermannbaus, sondern auch erste Nutzerin seiner Innenräume. Sie erprobt selbst, wie das Gebäude nutzbar gemacht werden kann und verankert ihn deutschlandweit im Diskurs zum Thema Baukultur. Durch eine innovative und kostenoptimierte „Haus-in-Haus“-Konzeption ermöglicht sie die Nutzung des Baus und wirkt dem Leerstand entgegen. Zum minimalinvasiven Umbau des Eiermannbaus gehören neue Grundausbauten, wie Teeküchen und Besprechungsbereiche, der technische Ausbau des Gesamtgebäudes mit Heizungen, Strom- und Datentechnik sowie nutzerbezogene Maßnahmen, wie der Ausbau von Werkstattbereichen und weiteren Gewächshausbüros. Die Dachterrasse wird denkmalgerecht saniert. Das alles folgt dem konsequent-nachhaltigen Ansatz des für den Standort erarbeiteten Ressourcenschutzkonzepts. Die Freianlagen werden für erste Pioniernutzungen vorbereitet und entsprechend des Freiflächenkonzepts reproduktiv entwickelt, das heißt neben 9.000qm neu definierten Entwicklungsflächen wird auch der hier vorgefundenen Sukzessionslandschaft und ihrer Biodiversität ein hoher Wert beigemessen, der erhalten und weiterentwickelt werden soll.

Zwischen der LEG Thüringen und der IBA wird zudem das Modell der „Anhandgabe“ erprobt: das Grundstück bleibt im Eigentum der LEG Thüringen, aber bis 2023 dem Projekt „Open Factory“ und der Nutzung durch die IBA vorbehalten. Ziel ist, dass ab 2023 eine Nutzergemeinschaft die Nutzung des Eiermannbaus übernimmt und die IBA in dieser Position ersetzt. Diese Nutzergemeinschaft für den Eiermannbau und die Freiflächen aufzubauen und zu binden, ist neben Planung und Umsetzung der Umbaumaßnahmen des Eiermannbaus und der Freiflächen eine der Kernaufgaben der IBA.

Baukulturelles Erbe in Wert setzen