Nationale Projekte des Städtebaus

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Bad Karlshafen
Wiederanbindung des historischen Hafens an die Weser

Das historische Hafenbecken der barocken Planstadt Bad Karlshafen ist zentraler Ort des städtischen Lebens. Die Wiederanbindung des Hafens an die Weser sowie die Neugestaltung des Hafenumfeldes werten die Innenstadt städtebaulich auf und bilden einen Ausgangspunkt für touristische Aktivitäten.

Blick über ein Hafenbecken auf eine Schleuse. Neben dieser stehen mehrere Gebäude im barocken Baustil. Die Gebäude spiegeln sich in der stillen Wasseroberfläche des Hafenbeckens.

Besonderheiten

  • Belebung einer Landgemeinde (Impulse für lokale Wirtschaft und Tourismus)
  • Reaktivierung von innerstädtischen Funktionen
  • Impulswirkung durch technische Infrastruktur auf Landgemeinde
  • Auslösung privater Investitionen

Ausgangssituation

Im Jahr 1699 wurde Bad Karlshafen als Planstadt im Auftrag des Landgrafen Karl konzeptioniert. Heute stehen die streng symmetrisch um das Hafenbecken angeordneten Gebäude sowie das Hafenbecken als Sachgesamtheit unter Denkmalschutz.

Mit dem Rückbau der Schleuse in den 1930er-Jahren und der damit einhergehenden Trennung des Hafenbeckens von der Weser verlor die Altstadt an Attraktivität. Negative Auswirkungen machten sich u. a. durch den zunehmenden Leerstand, in der sinkenden Investitionsbereitschaft oder dem Ausbleiben touristischer Aktivitäten bemerkbar.

Die Vision, das Hafenbecken wieder zu öffnen und als „Wohnzimmer“ der Altstadt zu reaktivieren, entstand im Jahr 2010/2011 im Rahmen eines Stadtmarketingkonzeptes. Flankierend zur Revitalisierung des Hafenbeckens soll auch die historisch-baukulturelle Bedeutung der Planstadt durch die Neugestaltung des Hafenumfeldes wieder zur Geltung gebracht werden.

Projektziel

Zentrales Ziel ist es, den Stadtkern zu beleben und für die Bürgerinnen und Bürger sowie Touristinnen und Touristen aufzuwerten. Dafür wurde in einem ersten Schritt das verlandete Hafenbecken reaktiviert und dieses durch den Neubau einer Schleuse wieder für die Freizeitschifffahrt befahrbar gemacht. Zukünftig sollen das Rathaus saniert und die historische Altstadt denkmal- und nutzungsgerecht instandgesetzt werden. Die Maßnahmen sollen einen Impuls für die städtebauliche Weiterentwicklung der angrenzenden Gebiete auslösen.

Beteiligte Akteure

  • Stadt Bad Karlshafen: Bauherrin
  • Bauamt Bad Karlshafen: Projektleitung
  • HA Hessen Agentur GmbH: Projektsteuerung
  • Bad Karlshafen GmbH: Kommunikator, Öffentlichkeit
  • Weitere Beteiligte (u. a. als Mitglieder der Steuerungsgruppe): Ingenieursgemeinschaft, Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt, Städtebaureferat des Umweltministeriums, Verwaltung Schlösser und Gärten des Landes Hessen, Hessisches Regierungspräsidium, zivilgesellschaftliche Akteure (z. B. Heimatverein), Geschäftsführer des Deutschen Städte- & Gemeindebundes
  • Lenkungsgruppe: Sachkundige, Kirchengemeinde, Hugenottengesellschaft, Heimat- und Bürgervereine, Stadtmarketinggesellschaft, Werbeagenturen, Anwohnerinnen und Anwohner, Gewerbetreibende etc.

Geförderte Maßnahmen

  • Sanierung der Schleusenanlage und Straßenüberführung
  • Neugestaltung des Hafenumfeldes
  • Teilsanierung des Rathauses
  • Wiederherstellung der Zuwegung zur Weser

Zwischenergebnisse

Mehrwerte und Effekte

Die Wiederöffnung des Hafenbeckens und die Neugestaltung des Hafenumfeldes stehen beispielhaft für mögliche Initialzündungen in Landgemeinden durch Nutzung bzw. Reaktivierung lokaler Begabungen. Dabei stand zunächst die Frage nach dem Gleichgewicht zwischen touristischem Nutzen und dem Anstoß lokaler Effekte im Raum. Mit der Umsetzung der Maßnahmen konnte aufgezeigt werden, dass sich positive Effekte für beide Ziele abbilden. So konnten

  • das Stadtbild durch die Reaktivierung des Hafenbeckens, die Sanierung des Rathauses und die Neugestaltung angrenzender Strukturen aufgewertet,
  • der Stadtkern durch die Beseitigung von Leerständen, der Reaktivierung von lokalem Handel und Gewerbe, den Ankauf von Immobilien durch Private sowie erhöhte touristische Aktivitäten wiederbelebt,
  • das Denkmalensemble durch eine Steigerung der Aufenthaltsqualität wird erlebbar gemacht,
  • das Wasser als zentrales städtisches Element durch die Verbesserung der Wegebeziehungen zwischen Hafen und Weser als Potenzial genutzt
  • sowie eine neue Atmosphäre durch neue Nutzungen (z. B. schwimmende Bühne) erzeugt werden.

Nationale Bedeutung

Die Planstadt des Absolutismus ist u. a. aufgrund ihrer ganzheitlichen und einheitlichen Gestalt ein nationales architekturhistorisches Alleinstellungsmerkmal und von nationaler Bedeutung. Heutige Qualitäten werden dabei u. a. im innerstädtischen Wohnen, aber auch im Hafenareal als „Dreh- und Angelpunkt“ der Stadtentwicklung deutlich. Der behutsame Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz war daher zentral für die Entwicklung des städtischen Raumes. Mit der Wiederherstellung der Bausubstanz sowie der Reaktivierung des Hafenumfeldes wurde sowohl der denkmalpflegerischen Bedeutung der Planstadt als auch den zeitgemäßen Ansprüchen städtischer Räume Rechnung getragen.

Herausforderungen ländlicher Gemeinden

Für eine überschaubare Landgemeinde mit begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen stellten sowohl die baulich-technische Ausgangslage als auch die Umsetzung des technisch und zeitlich anspruchsvollen Projekts eine Herausforderung dar. In der Umsetzung kamen neue Ansätze durch 1) die Größe des Projektes, 2) kooperative Verfahren durch die Steuerungsgruppe und Lenkungsrunde sowie 3) die Vernetzung der Akteur:innen im Rahmen des Projektes zum Tragen.

Städtische Räume entwickeln