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Crimmitschau
Revitalisierung des Kaufhauses Schocken

Das 1927/28 im Stil der klassischen Moderne entworfene Kaufhaus Schocken war Jahrzehntelang Dreh- und Angelpunkt in Crimmitschau. Im Zuge des Bauprojektes „Revitalisierung des Kaufhauses Schocken“ sollen nun das stadtbildprägende Gebäude erhalten werden und neue Nutzungen einziehen.

Visualisierung eines vierstöckigen Backsteingebäudes. Das Erdgeschoss besteht aus großen Schaufenstern, darüber ist ein Schriftzug angebracht: „SCHOCKEN“. Einige Personen sind im Vordergrund zu sehen, sie laufen an dem Gebäude entlang oder sehen es an.

Besonderheiten

  • Revitalisierung eines ehemaligen Kaufhauses in schrumpfender Kleinstadt
  • Verschränkung von gemeinwohlorientierten und privaten Nutzungen im Rahmen der Nutzungskonzeption
  • Investition durch Private
  • Langfristige Sicherung von Mietpreisen

Ausgangssituation

Das Warenhaus wurde 1927/28 durch den Architekten Bernhard Sturtzkopf errichtet. Es ist eines der drei einzig erhalten gebliebenen Kaufhäuser deutschlandweit, die im Stil der klassischen Moderne erbaut wurden. Trotz Enteignung der jüdischen Eigentümer Schocken durch die Nationalsozialisten und mehrere Besitzer- und Betreiberwechsel wurde das Gebäude bis 1999 als Kaufhaus genutzt. Seitdem steht das innerstädtische Warenhaus leer.

Wenige Jahre später nach Rücküberführung des Gebäudes in den Besitz der Erbengemeinschaft wurden erste Studien zu Sanierungsmöglichkeiten von der Stadt in Auftrag gegeben. 2017 erfolgte die Kontaktaufnahme durch die Architekten/Investoren, die bereits im Rahmen der Sanierung des Kaufhauses Oelsnitz/Erzgebirge Kontakt zu den Eigentümern hatten. Nicht zuletzt das bestehende Vertrauensverhältnis untereinander führte dazu, dass das Gebäude 2020 an die von den Architekten gegründete Schocken Crimmitschau GbR überging.

Projektziel

Ziel des Projektes sind der Erhalt und die Revitalisierung des ehemaligen Warenhauses. Dies umfasst die Sanierung des Gebäudes sowie den denkmalgerechten, energetisch nachhaltigen Umbau. Die Wiederbelebung soll zugleich einen Impuls zur Belebung der Innenstadt geben.
Um die Wahrnehmung für das ehemalige Warenhaus zu erhöhen, soll das Bauwerk als Solitär herausgestellt und der Bezug zur Pleiße wiederhergestellt werden. Im Inneren sollen über flexible Grundrisse vielfältige Nutzungen ermöglicht werden und mietpreisgebundener Wohnraum entstehen.

Beteiligte Akteure

  • Kaufhaus Schocken Crimmitschau GbR: Eigentümer, Architekten, Investoren
  • Oberbürgermeister Crimmitschau: Initiator, Kommunikator
  • Stadt Crimmitschau (Wirtschaftsförderung & Fachbereich Bau): Koordinierung, Öffentlichkeitsarbeit, Erfolgskontrolle
  • STEG Stadtentwicklung GmbH: Unterstützung Fördermittelmanagement
  • SIB Sachsen: Beratung und Kontrolle Fördermittelmanagement
  • Landesdenkmalamt Sachsen: Abstimmungen Denkmalpflege

Geförderte Maßnahmen

  • Sanierungsmaßnahmen
  • Neugestaltung der Außenanlagen und Freiflächen
  • Wettbewerb Kunst am Bau
  • Begleitende Projektwebsite
  • Fotodokumentation

Zwischenergebnisse

Die vier Gesellschafter der Kaufhaus Schocken Crimmitschau GbR sind Eigentümer, Investoren und Architekten zugleich. Mit der Sanierung des ehemaligen Schocken-Kaufhauses in Oelsnitz/Erzgebirge erfolgte für zwei der Gesellschafter bereits 1999 eine erste Auseinandersetzung mit dem architektonischen Erbe des Schocken-Konzerns. Das Interesse am Objekt bewegte die Beteiligten dazu, auch in Crimmitschau tätig zu werden. Weniger im Vordergrund steht die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens. Rendite ist marginal in ferner Zukunft zu erwarten. Für weitere Investoren, die zuvor durch die Stadt kontaktiert wurden, war das Vorhaben wirtschaftlich nicht attraktiv. Der bereits bestehende Kontakt zur Erbengemeinschaft stellt neben der Leidenschaft für das Vorhaben einen Erfolgsfaktor im Rahmen des Sanierungsvorhabens dar.

Eine Herausforderung bestand zunächst darin, vor dem Hintergrund zahlreicher Leerstände in der Innenstadt Nutzungen für das Gebäude zu finden. Mit dem zukünftigen Einzug der städtischen Bibliothek, Büronutzungen sowie Wohneinheiten besteht ein Nutzungskonzept, das u. a. eine Interaktion zwischen Gebäude und Öffentlichkeit ermöglichen wird. Auch stellt die Nutzung des EG durch die Stadtbibliothek historische Bezüge zur Verlagstätigkeit des ehemaligen Besitzers Salman Schocken her.

Herausforderungen in der Denkmalpflege bestehen vor allem im Rahmen der (energetischen) Sanierungsarbeiten. So sind beispielsweise die großen Fenster der Erdgeschosszone mit geometrisch und energetisch passenden Werten kaum in Deutschland zu beschaffen. Auch die Teilumnutzung des Gebäudes zu Wohneinheiten führt aufgrund der Fenster direkt unterhalb der Decken zu echten Herausforderungen.

Baukulturelles Erbe in Wert setzen