Nationale Projekte des Städtebaus

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Wustermark
Entwicklung des historischen olympischen Dorfes von 1936

Das als Gartenstadt angelegte Olympische Dorf von 1936 bei Berlin war nach dem Ende der militärischen Nutzung 1992 zunehmend verfallen. Gemeinsam mit privatwirtschaftlichen Partnern schafft die Gemeinde Wustermark seit 2014 schrittweise die Grundlagen für die Sanierung und Entwicklung eines nutzungsgemischten Quartiers.

Das olympische Dorf aus der Vogelperspektive. Im Mittelpunkt die Baustelle eines Gebäudes, dessen zwei Flügel einen ovalen Innenhof einfassen. Mehrstöckige ziegelgedeckte Wohnhäuser sind strahlenförmig um das Gebäude angeordnet.

Besonderheiten

  • Kleine Gemeinde mit starkem Bevölkerungswachstum
  • Denkmal aus der Zeit des Nationalsozialismus
  • Zusammenarbeit mit Investoren und Stiftung
  • Integriertes Quartiersentwicklungskonzept

Ausgangssituation

Das Olympische Dorf wurde anlässlich der Sommerspiele von 1936 in Berlin erbaut, Architektur und Funktion dienten der nationalsozialistischen Propaganda. Das Areal war jedoch immer für eine militärische Nachnutzung konzipiert und wurde später von sowjetischen Truppen genutzt und teils umgebaut. Für die Bewohner:innen des Ortsteils war es nie zugänglich. Nach deren Abzug lag das Gelände brach, 2002 wurde es durch die DKB-Stiftung gesichert und Besucher:innen zugänglich gemacht. Ideen für eine darüber hinausgehende Nachnutzung scheiterten. 2014 legte die Terraplan Immobilien- und Treuhandgesellschaft mbH in Abstimmung mit der Gemeinde eine Machbarkeitsstudie für Sanierung und Neubau auf dem Gelände vor. Da sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt im Berliner Umland deutlich verändert hatte, wurden die Investitionen auch unter Berücksichtigung von Denkmalschutzauflagen realisierbar.

Projektziel

Mit den im Projekt geförderten Planungs- und Erschließungsmaßnahmen wurde die weitere Entwicklung des Olympischen Dorfs initiiert. Durch die Maßnahmen wurde die perspektivische Realisierung von drei Zielen ermöglicht: Das Denkmal wird durch Investoren erhalten und wieder erlebbar gemacht, das Areal wird mittelfristig in die städtebauliche Struktur des Ortsteils Elstal integriert und es entsteht ebenfalls durch private Investitionen neuer Wohnraum in der Gemeinde. Durch die Wiederherstellung von Teilen der ursprünglichen städtebaulichen Figur, die Instandsetzung und Neunutzung des markanten Speisehauses sowie Informationsangebote wird das Baudenkmal belebt und erklärt.

Beteiligte Akteure

  • Gemeinde Wustermark: Projektkoordination und Bauleitplanung
  • Terraplan Immobilien- und Treuhandgesellschaft mbH: Trägerin Hochbau
  • DKB-Stiftung für gesellschaftliches Engagement/PROGES EINS GmbH: Eigentümerin und Erschließungsträgerin

Geförderte Maßnahmen

  • Erstellung des Quartiersentwicklungskonzepts
  • Planerische und planungsrechtliche Vorbereitung der Entwicklung (z. B. Fachgutachten)
  • Innere und äußere Erschließung (anteilig)

Zwischenergebnisse

Der Ortsteil Elstal verändert sich durch mehrere große Bauprojekte. Das Olympische Dorf wird nicht primär als Baudenkmal, sondern als großmaßstäbliches Wohnungsbauvorhaben wahrgenommen. Durch seine Unzugänglichkeit ist es für die lokale Bevölkerung kein identitätsstiftender Ort gewesen. Der Aushandlungsprozess um den Umgang mit dem nationalsozialistischen Erbe war deshalb vor Ort weitgehend unproblematisch. Die historischen Nutzungsschichten wurden in die Umgestaltung einbezogen: Die großmaßstäblichen Gebäuderiegel der Nachkriegszeit werden den Bruch mit der ursprünglichen städtebaulichen Maßstäblichkeit weiterhin veranschaulichen. Die Vermittlung der Geschichte des Ortes ist in einem „musealen Konzept" mit einzelnen Ausstellungsräumen und digitalem Angebot geplant.

In engem Austausch zwischen Hochbauträgerin, Gemeinde und Denkmalschutzbehörde wurde aufbauend auf dem Quartiersentwicklungskonzept eine wirtschaftlich tragfähige Konzeption für Sanierung und Neubau im ersten Bauabschnitt entwickelt. Einige Nutzungen wurden beibehalten, so z. B. das zentral gelegene Heizhaus. Die Neubauten richten sich am historischen Städtebau aus. Sowohl die Beteiligung der privaten Investoren als auch die anteilige Finanzierung der Planung und Umsetzung komplexer Erschließungsmaßnahmen im Rahmen der NPS-Förderung waren wichtige Bedingungen für die erfolgreiche Realisierung des ersten Bauabschnitts, in dem die ersten Wohnungen 2021 bezogen wurden. Für die weiteren Bauabschnitte ist damit der Weg bereitet.

Baukulturelles Erbe in Wert setzen