Nationale Projekte des Städtebaus

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Zwickau
Revitalisierung des ehemaligen Kaufhauses Schocken

Das 1901 eröffnete Kaufhaus war die Keimzelle des späteren Warenhauskonzerns Schocken, um 1930 die fünftgrößte Kaufhauskette in Deutschland. Die Revitalisierung des ehemaligen Kaufhauses soll nun zur Behebung eines jahrzehntealten städtebaulichen Missstandes verbunden mit einer Belebung der Innenstadt beitragen.

Schräge Sicht auf die Fassade eines schneebedeckten mehrstöckigen Gebäudes.

Besonderheiten

  • Revitalisierung eines ehemaligen Kaufhauses in einer Stadt mit ca. 89.000 Einwohnern, welche mit Bevölkerungsrückgang und verbunden mit einem demographischen Wandel sich befassen muss
  • Weitgehender Erhalt historischer Fassaden und Gebäudeteile mit ergänzenden Neubauten
  • Investition durch Private
  • Gestaltungsbeirat

Ausgangssituation

Der denkmalgeschützte Gebäudekomplex besteht aus unterschiedlichsten Gebäudeteilen, deren Entstehungszeit vom Spätmittelalter bis in die 1930er Jahre reicht. Große Teile des heterogenen Gebäudebestandes wurden durch zwei Hauptfassaden zusammengefasst (zur Hauptstraße ab 1922, zum Marienplatz 1932). Hinzu kamen moderne Ergänzungen wie das um 1930 am Mariengässchen errichtete Treppenhaus von Bernhard Sturtzkopf, dem Chefarchitekten des Schocken-Konzerns und früheren Mitarbeiter von Walter Gropius.

Die Eigentümer des Warenhaus-Konzerns waren die jüdischen Gebrüder Salman und Simon Schocken. Von Zwickau aus betrieb die Schocken KG bis zur Enteignung durch die Nationalsozialisten Ende 1938 eine der erfolgreichsten Warenhausketten Deutschlands. Nach der Enteignung wurde das Kaufhaus in Zwickau von der Merkur AG weiterbetrieben. Zu DDR-Zeiten wurde das Kaufhaus unter dem Namen „Konsument“ bekannt. Nach der politischen Wende wurde der Kaufhausbetrieb von 1990 bis 1999 durch die Firma Horten fortgeführt. Seitdem steht das Gebäude in den Obergeschossen leer und erfährt seitdem einen Verlust an Bedeutung. Nach jahrelanger Vernachlässigung des Gebäudes und einhergehend damit einem Verfall der Bausubstanz (Nässeeintritt, Holzschäden, einstürzende Decken) ist das Gebäude seit 2019 im Besitz des Investors GP Papenburg GmbH.

Projektziel

Die Revitalisierung der denkmalgeschützten Handelsimmobilie soll einen wichtigen Beitrag zur Belebung der Innenstadt leisten. Aufgrund von Versprüngen in der Höhe, erheblichen Raumtiefen sowie fehlender Belüftung und Belichtung soll ein Teil des Bestandes zurückgebaut und unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Zielstellung neu errichtet werden. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Erhalt und der denkmalgerechten Sanierung der Fassaden in der Hauptstraße und am Marienplatz sowie des freistehenden Treppenhauses. Nach Fertigstellung sollen Teile der Stadtverwaltung Zwickau und des Freistaates Sachsen, ein Hotel sowie weitere gewerbliche Nutzungen in das Gebäude einziehen.

Beteiligte Akteure

  • Stadt Zwickau: Steuerung von bauplanungs-/bauordnungsbezogenen und denkmalpflegerischen Belangen unter Beteiligung des Sächsischen Landesamtes für Denkmalpflege
  • GP Papenburg Hochbau GmbH: Investor, Bauherr und Bauunternehmer

Geförderte Maßnahmen

  • Gestaltungsbeirat
  • Bauliche Maßnahmen am ehemaligen Kaufhaus
  • Dokumentation

(Zwischen-)ergebnisse

Die größte Herausforderung im Umgang mit dem denkmalgeschützten Gebäude stellt die Integration zeitgemäßer Nutzungen in die bestehende Bausubstanz dar. Um erhaltenswerte Bauteile zu identifizieren, fanden u. a. im Rahmen des „Denkmalsonderschutz - Programm VII der Beauftragten des Bundes für Kultur und Medien (BKM) - 2018“ vorausgehend Untersuchungen statt. Es erfolgten u. a. Bestandsicherungen, Erstellung von Vermessungsplänen, bauhistorische Fachplanungen, Freilegen von Fassaden, Vorplanung der Fassaden, Materialuntersuchungen, Deckenbelastungsversuche, Holzschutzgutachten und eine Fotodokumentation. Dem Teilrückbau sowie dem Neubau eines Gebäudeteils wurde anschließend durch die Denkmalschutzbehörde zugestimmt.

Im Rahmen des Projektes wurde ein Gestaltungsbeirat einberufen, der sich mit der Planung und dem Erhalt der historischen Fassaden im Rahmen mehrerer Workshops auseinandersetzte. Für die Stadt Zwickau stellte der Beirat ein neues Instrument zur Gestaltung und Qualitätssicherung unter Beteiligung vielfältiger verschiedener Akteure dar. Dem Investor war die Zusammenarbeit mit einem Gestaltungsbeirat nicht neu.

Die gemeinsame Kooperation zwischen Stadtverwaltung und Investor fußt auf bereits vorausgehender Zusammenarbeit im Rahmen verschiedener Projekte in Zwickau. Die Maßnahme kann letztendlich jedoch nur aufgrund der Förderungen umgesetzt werden, da sich das Projekt ohne finanzielle Zuschüsse für den Bauherrn nicht wirtschaftlich gestaltet.

Baukulturelles Erbe in Wert setzen